Arbeitskleidung – ja/nein/vielleicht

 

Arbeitskleidung ja/ nein/ vielleicht

Ihr habt euch bestimmt auch schon unzählige Male Gedanken über die vorgeschriebene Arbeitskleidung gemacht. Vorab – ich arbeite im KLEID mit Leggings drunter. Warum verrate ich am Ende.

In vielen Praxen besteht eine „Pflicht“ bestimmte Arbeitskleidung zu tragen. Damals im Krankenhaus war es der weiße Kassak und die weiße Hose. In der Praxis wurde mir vorgeschrieben eine weiße Hose und Polo-Shirt zu tragen. Dann, in einer anderen Praxis, war es „untenrum“ egal ob Jeans oder Jogginghose, die Hauptsache war das Shirt mit dem Praxislogo wurde täglich getragen. Nach ein paar mal waschen saß es nicht mehr richtig. Nach ein paar Kilos mehr war es dann bauchfrei – auch schön ; ). Dann sollten wir in noch einer anderen Praxis unten weiß, oben dunkelblau tragen. Die Liste der Möglichkeiten geht immer so weiter, wie ihr es sicher auch schon durchlebt habt.

Warum ist eine einheitliche Arbeitskleidung in unserem Beruf für viele Leitungskräfte so wichtig?

Im Krankenhaus sind es sicher bestimmte Hygienerichtlinien. In vielen Praxen möchten die Inhaber die klare Erkennung des Personals. In einigen Diskussionen der letzten Jahre zum Thema Arbeitskleidung ist das Wort „Kompetenz“ gefallen. Wirken wir kompetenter auf den Klienten, wenn wir einheitlich oder in weiß behandeln?

Viele Ärzte, besonders Kinder- und Zahnärzte, haben dieses Weiß schon lange abgelegt, da es nachweislich auf Klienten eher hierarchisch und beängstigen wirkt. In der Physiotherapie finde ich es auch nicht vorteilhaft, da wir uns oft auf dem Boden befinden, viel Körperkontakt haben und die Behandlung dadurch nicht gleichgestellt stattfinden kann. Doch dieses Weiß ist oft am Ende des Tages ein Braun an den Knien und zu oft unterwürfiges: „Ich habe meine Übungen nicht gemacht! Kriege ich jetzt von ihnen Ärger?“

Wir wollen doch alle das der Klient versteht, dass er selbst für den Therapieausgang verantwortlich ist. Wir sind keine dominanten Oberhäupter, sondern geben unser Wissen auf Augenhöhe weiter, um dem Menschen mit körperlichen Symptomen einen Weg zu zeigen, seine Beschwerden zu verstehen und selbstverantwortlich ist. Um dieses Missverhältnis zu beseitigen ist ein dominantes Weiß meiner Meinung nach nicht förderlich.

Zudem finde ich persönlich, dass unvorteilhafte, schlecht sitzende Kleidung eher unsere Kompetenz mindert. Wir sprechen leiser, wenn wir uns in der kneifenden Hose nicht wohlfühlen. Wir sind abgelenkt, wenn der Fleck auf dem T-Shirt immer wieder unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Die ewig getragene Jogginghose gehört doch eher aufs Sofa als an die Behandlungsbank, wenn ihr mich fragt.

Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich mich in einem lockeren Kleid mit einer blickdichten Leggings am wohlsten fühle. Ich kann mich darin bewegen, Übungen vormachen, ohne das irgendwas kneift und kniept oder verrutscht. Klienten finden, mein Auftreten wirkt selbstbewußter und es gab auch welche die meinten „Es freut mich, dass sie sich für mich immer schick machen!“ Niemals wurde meine Kompetenz durch die nicht-typische Therapiekleidung in Frage gestellt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich muss dazu sagen, dass ich die letzen 8 Jahre in meiner eigenen Praxis gearbeitet habe und selbst entscheiden konnte, was ich täglich trage. Viele von euch stehen vor der Schwierigkeit das Gesetz der Arbeitskleidung in der Praxis, Klinik oder anderen Einrichtung so annehmen zu müssen. Aber wenn ihr euch auch daran stört, wie ich damals, könnte das ja ein Thema bei der nächsten Praxissitzung sein?! Ich bin der Meinung ein einfaches Namensschild mit dem Logo der Einrichtung reicht aus, um klarzustellen „Ich arbeite hier!“

Um ein Umdenken anzuregen, gebt klare Gründe gegen die aufoktroyierte Kleidung an:

  • Weiß erzeugt Dominanzgefühl beim Klienten
  • therapiegeeignete, eigene Wohlfühlkleidung steigert das Selbstbewusstsein des Therapeuten
  • Namensschild für die klare Erkennung des Mitarbeiterstatus ist eine gute Alternative

Es muss ja nicht das Kleid sein, aber in der selbstgewählten Kleidung fühlt man sich doch am wohlsten!

Schreibt doch gerne eure Erfahrungen in die Kommentare. Ich bin ganz gespannt!