Übungsplan – ganz persönlich

Es gibt tausende Übungen, die dem Klienten vermittelt werden können. Doch macht es wirklich Sinn in jeder Behandlungseinheit neue Übungen vermitteln zu wollen, weil wir das Gefühl haben noch ein bisschen mehr Input macht die Qualität der Behandlung besser?

Nein – es ist nicht sinnvoll! Der Klient kann sich in einer Behandlungsserie meist nur 3-4 Übungen merken. Die „kleine“ Übungsreihe sollte möglichst alltagstauglich sein, damit diese auch wirklich im Alltag eingebaut werden können. 

Wenn wir Übungen auf dem Pezziball in Rückenlage in der Behandlung durchführen und der Klient diese zu Hause weiter beüben soll, aber sich erst einmal einen Pezziball und eine Matte zulegen muss, steht die Compliance, also die Mitarbeit des Klienten im Therapieverlauf, auf sehr dünnem Eis und der Therapieausgang ist unsicher.

Es macht mehr Sinn zu fragen, wann der Klient sich vorstellen kann einen kurzen Übungsplan in seinen Alltag einzubauen und welche Möglichkeiten sind dort gegeben? 

Es können die 5 Minuten von der Mittagspause sein, in denen 3 Theraband-Übungen durchgeführt werden oder auch morgens im Bett, bevor der Klient aufstehen muss. 

Jeder hat seinen eigenen Alltag und eine Verhaltensänderung kann nur stattfinden, wenn die Hürde nicht zu groß ist. Wir begleiten den Klienten in einem Prozess und unterstützen ihn in seinem Selbstmanagement auf dem Weg zu mehr Gesundheit – das ist eine unserer größten Aufgabe im Therapieverlauf.

Wenn ein passender Zeitpunkt und Ort im Alltag gefunden wurde, gilt es die richtigen Übungen bezogen auf das Hauptproblem des Klienten zu vermitteln. Wie schon gesagt – 3-4 Übungen sind in einer Behandlungsserie völlig ausreichend, um eine gute Compliance zu bewirken. Wenn diese dann auch noch verschriftlicht mitgegeben werden, steht der Therapieausgang unter einem noch besseren Stern. Studien belegen die höhere Durchführung der Übungen im Alltag des Klienten, wenn diese bildlich mit gegeben werden.

Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten dem Klienten Übungsmaterial an die Hand zu geben, doch bei vorgefertigten Blättern passen oft einige Übungen nicht auf den Beschwerdezustand des Klienten. Selbst die Übungen aufzuschreiben oder den Klienten aufschreiben zu lassen, dauert einfach zu lange. Bei vorgefertigten, gekauften Übungskarten, die auf den Kopierer gelegt werden können, passt oft der Ablauf oder die Anzahl der Übungen nicht oder als Therapeut würde man eine gewisse Abwandlung gerne hineinbringen. Es gibt auch Praxissoftware, die relativ schnell einen individuellen Übungsplan ermöglichen. Doch in vielen Praxen stehen nicht in allen Räumen Computer, geschweige denn die Software ist überhaupt verfügbar.

Meine Lösung einen individuellen Übungsplan schnell und persönlich zu erstellen, ist eine eigene Kartei mit Übungen zu gründen, die immer wieder verwendet werden kann. Jeder hat seine „Lieblingsübungen“, die er gerne dem Klienten vermittelt und mit denen er gute Erfahrungen gemacht hat. Wieviele mögen das sein? 30-40 verschiedene? Diese wechseln manchmal – mal kommt etwas Neues dazu, mal wird Altes verworfen, doch grundsätzliche Übungen bleiben bei bestimmten Beschwerdebildern gleich. Neue können schnell eingepflegt werden.

In den ersten 2 Wochen macht es ein wenig Arbeit, denn jede Übung muss auf eine Karteikarte A8 gemalt und beschrieben werden. Diese Karten können auch nach Ausgangsstellung oder zu beübenden Bereich in einen Ordner sortiert werden. 

Oder die noch einfachere Variante: Ein DinA4-Blatt wird in 4 gleich große Zettel zerteilt und beschrieben in die Ablage neben dem Kopierer stellen. Hier eine kurze Anleitung: Übungskarten erstellen

Nach kürzester Zeit weiß der Therapeut, welche Übungen schon verschriftlicht wurden, beübt sie mit dem Klienten und legt diese 3-4 Übungskarten auf den Kopierer. Fertig ist der persönliche Übungsplan mit einer noch persönlicheren Handschrift des Therapeuten. Meine Erfahrung ist es,  dass der Klient diesen Plan sehr wertschätzt und positiv der Qualität der Behandlung zuspricht. Zudem hat er auch nach Therapieende eine Erinnerung im Alltag an die regelmäßige Durchführung der Übungen und denkt positiv an die Therapie/ den Therapeuten/ die Praxis.

Probiert es aus! Persönlicher, einfacher und kostengünstiger kann man nicht Werbung für die eigene Therapie in der Praxis machen.

Ich freue mich auf Fragen, Erfahrungen und Austausch.

Euch einen guten Wochenstart!

Mareike